Jahrelang lebte ich in Eintracht und Zufriedenheit mit dem Wissen, daß ich *mein* Getränk (bereits) gefunden hatte - {Rosé-|Weiß-|Rot-|Schaum-|Gespriteter-} Wein!
Unerreicht in seiner Vielfalt, seinen Spielarten und in seiner Komplexität fungierte er schon oftmals als Türöffner zur regionalen Kultur, zu den charakterlichen Eigenschaften ihrer Menschen und den regionalen Bräuchen. Jeden Tag erfeue ich mich (mehr ider weniger) an ihm mit einem (oder mehreren) Gläschen. Er fungiert als Kataylsator meines Befindens, ist oftmals Seelenstreichler und erwidert meine Liebe mit unvergleichlichen Gaumenfreuden jenseits der Vorstellungskraft meiner Ratio.
Natürlich hatte ich den einen oder anderen Seitensprung bisher - doch diese ergänzten sich höchstens und konnten König Wein nie ernsthaft den Tron streitig machen - ein feiner Pastis oder Wermut als Apero sowie eine Grappa oder einen feinen Fruchtbrand als Digestif ist mir immer wilkommen!
Das war bis gestern!
Denn da kam der Abend, der alles verändern sollte - der Abend des letzten Montags im November 2008.
Nach einem lukullischen 6-Gänge-Menü war der Abend noch viel zu jung für's Betthupferl und so besuchten wir die Bar, erforschten die Zigarrenauswahl und ich fragte mich, was denn das geeignete Getränk der Wahl dazu sein sollte?
(Guter) Wein war nur in ganzen Bouteillen zu erstehen, mengenmäßig viel zu viel und auch zu teuer, Portwein gab's keinen, Cola zu banal (und zu piksüß) und so wagte ich den Versuch des Neuen: die Karte der Whiskys war gut sortiert, insbesonders jene der Single Malts.
Mit Whisky waren meine Berührungspunkte bisher sehr sporadisch gewesen - in früheren Urlauben hatten wir immer eine Flasche J&B (Justerini & Brooks) mit, welche unsererseits aber nur als Bakterienkiller fungierte, mehr medizinischer als hedonistischer Aspekt.
Und dann haben wir Freunde, welche bei ihren anfänglichen Besuchen bei uns zum Genuß ihrer Zigarre nach einem Malt gefragt haben. Sie waren dann aber niemals mehr missionarisch in Sachen Whisky unterwegs, sodaß ich annehmen kann, daß sie meine kredenzten Weine immer vollstens - auch zur Zigarre - zufriedengestellt haben.
An diesem Abend habe ich instinktiv zum richtigen Single Malt gegriffen, zu einem Vertreter, der rund und harmonisch war, keine Ecken und Kanten hat, an denen sich Einsteiger oftmals erschrecken.
Nein, im Gegenteil, ich empfand es als angenehm, als harmonisch balanciert, mit einer verführerischen Süße und Mildheit und einem lang anthaltenden Finish. Wie wenn genau dieser Malt für diesen Abend auf mich gewartet hätte.
Auch der Barkeeper hat mit seiner unkonventiellen Art sehr zu diesem relaxten Abend beigetragen, ließ mir die Flasche am Tisch, erklärte in kurzen Sätzen das Wesen des Single Malts und ich genoß in anregendem Gespräch mit meiner lieben Renate die Punch Punch und den 15-jährigen Aberlour mit Sherry-Finish.
Daß mir auch der 21 Jahre alte Portwood Balvenie so richtig Spaß machte stürzte mein bisheriges Welbild des Whiskys vom Sockel und machte mich gleichzeitig mehr als nur neugiegrig - wohlwissend, daß ich bereits auf der Premium-Schiene dieses Getränks saß.
Ich hatte Single Malt "geleckt" und von nun an war König Wein nicht mehr allein auf seinem Thron!
Samstag, 20. Dezember 2008
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