Freitag, 7. Mai 2010

Preisbetrachtungen III - Negativer Genußindex

Nach der Rückkehr aus Skandinavien habe ich weniger Mitleid mit den Nordmännern. Die Auswahl in den staatlichen, schwedischen Monopolläden Systembolaget ist ordentlich und auch der Preisaufschlag zu österreichischen Verhältnissen (Händlerpreise) bewegt sich bei Weinen mit 10% - 20% noch im vertretbaren Bereich.

In der Gastronomie jedoch ist die Schere schon wesentlich größer. Nicht nur, daß ich die Weinauswahl generell sehr einseitig fokussiert auf die "Grande Nation" wahrgenommen habe, beginnen die Preise für ein Achterl Wein - der unteren Qualitätsstufe (!) - bei €12, ein Witz!

Noch krasser wird das aber beim Hochprozentigem!
Ist die Sache bei einem Digestif wie zB. Fruchtbrand oder Grappa mit 2cl-Einheiten (= entspricht genau einem Schluck) durchaus in Ordnung, so empfinde ich die gleiche Menge bei Single Malt schon als Unding. Mit einer Zigarre genossen braucht es bei mir schon 2 4cl Einheiten - mit annähernd gleicher Menge Wasser (darüber läßt sich aber vortrefflich anderer Meinung sein).
In Schweden ist die 2cl-Menge aber bereits die doppelte Einheit! Ich mußte schon zweimal auf der Getränkekarte hinsehen, um es nicht als Druckfehler wahrzunehmen - schottischer Single Malt - bepreist in 1cl!

Das nenn' ich einen negativen Genußindex - halbe Menge zum doppelten Preis :(

Donnerstag, 25. Februar 2010

Die Lagavulin-Trüffel..

..vom hochdekorierten Starkoch Christian Petz und Ex-Palais Coburg Patissier Thomas Scheiblhofer kreiert, via Xocolat vertrieben!


Bei vinissimus und Niko gibt's mehr darüber zu lesen..

Dienstag, 9. Februar 2010

Preisbetrachtungen II - Kontraindikation

Schon eigenartig, daß die Preise für einen 2cl großen Single Malt im Gastrobereich bei ca. Eur 10 liegen bzw. anfangen. Wenn ich hier einmal einen Vergleich zum Wein ziehen darf - wo die Preisspannen "nur" im Bereich von 50% bis 300% liegen - beträgt der Aufschlag beim Lebenswasser doch glatte 1000%!

Das simple Rechenexempel:
Flascheneinstandspreis €35, bei 0,7l Inhalt ergibt das 35 Gläser zu 2cl à €10, also in Summe €350, glatt das Zehnfache(!) des Einstandspreises.

So unverschämt ist nicht einmal die Spitzengastronomie beim Wein!
Fast scheint es, als ob die Preiskurve linear mit dem Alkoholgehalt ansteigt - bei den Digestifs ist die Preisgestaltung ja im Allgemeinen leider recht hoch.

Post Scriptum:
Und bitte keine Argumente wie jene der geringeren Umschlagshäufigkeit im Vergleich zu Wein - ergo gebundenes Kapital, hohen Personalkosten, und und und.. .
Wer mehr verkaufen will, braucht eine moderate Preispolitik und aktives Pushing des Produkts bzw. Themenschwerpunkte.
Aber Whisky ist - und bleibt? - ein Nischenprodukt, dem zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Leider! Zudem fungieren die Getränke als Quersubventionsträger in der Gastronomie. Fast scheint es, als haben sie alleine alle Gemeinkosten zu tragen. Quo vadis, Kostenwahrheit?

Nachlese: Preisbetrachtungen Teil 1

Dienstag, 29. September 2009

Die Macht des Sauerstoffs?

Den Sommer über habe ich mich gütlich am Wein gelabt und eigentlich ist das mit dem Whisky auch so eingetreten, wie ich mir das ausgemalt habe. Im Sommer ist Whisky bei mir ein Minderheitenprogramm. Nicht daß ich die letzten Monate komplett abstinent war, aber der Whisky ist doch (m)ein Seelenwärmer für die kühleren Tage..

2 Flaschen habe ich im Frühling annähernd halbvoll zurückgelassen, den Dalmore 12Y und einen Ardbeg Ten. Die Frage nach der Reife, der Weiterentwicklung - vielleicht auch Oxidation - ist ja bei Hochprozentigem eine kontroversiell diskutierte. Wie immer gilt es sich eine eigenen Meinung zu bilden.

Nur der Vollständigkeit halber sei angeführt, daß ich hier nur den über die Zeit steigenden Luftanteil in der Flasche und seine Auswirkung auf das "Getränk" selbst mit all den Bestands- & Geschmacksstoffen betrachte. Erwähnenswert ist dies deshalb, weil ja bis heute die beteiligten Prozesse an der Weiterentwicklung - sprich dem Reifeverlauf - von zB. Wein nicht vollständig geklärt sind. Der Korken bzw. die alternativen Verschlüsse dichten besser als weithin angenommen und der in der Weinflasche eingeschlossene Sauerstoff reicht (alleine) bei weitem nicht als Erklärung aus für die eintretenden Veränderung aus.

Jedenfalls bin ich davon überzeugt, daß sich "hochprozentige" Spirituosen im Laufe der Zeit in der Flasche verändern - ohne jetzt genau zu wissen warum. So beziehe ich von einem südsteiermärkischen Winzer ein Destillat aus der Rebsorte Gewürztraminer. Der braucht immer ein paar Jahre um so wirklich "homogen" zu werden. Ebenso einer meiner Lieblingsgrappe, der Barolo San Stefano von Rocche dei Manzoni - verändert sich deutlich über die Jahre, derzeit sind wunderbare (getrocknete) Marillennoten samt einer "Altersmilde" zu vernehmen - ein Gedicht!

Aber zurück zum Whisky. Der Dalmore 12Y ist mein Standard-Allerweltswhisky. Ich schätze ihn wegen seiner Subtilität und Harmonie; er ist unaufdringlich, bietet eine feine Aromatik nach Orangen und ist am Gaumen ausgewogen und balanciert.
Nun nach einem halben Jahr in der halbleerer Flasche wirkt er deutlich "gereifter" im Sinne positiver, oxidativer Noten. Er zeigt sich voller am Gaumen, runder und hat in der Nase auch deutlich mehr Affinität zu einem Bourbon, in dessen Faß er ja auch einen Großteil seiner Reifezeit verbracht hat. Auf der anderen Seite jedoch vermisse ich die feinen, leisen Töne, die ich mit diesem Exemplar verbinde. Nichts-desto-trotz aber deswegen weniger sympathisch!

Das Ganze ist ein natürlich eine subjektive Momentaufnahme, ein Schnappschuß der auch genauso meinen bei diesen Gedanken präsenten - durch Essen "manipulierten" - Gaumen enthält sowie auch nicht um meine durchaus veränderliche Stimmungslage bzw. physische Konstitution bereinigt wurde - enjoy ;-)

Sonntag, 29. März 2009

Das war der 2nd Scottish Single Malt Spring 2009..

..im ARCOTEL Nike Linz (SSMS). Ein Pflichttermin für alle Freunde des Single Malt Whisky mit Produkte zahlreicher Destillerien aus den fünf verschiedenen Regionen Schottlands.

Schon am Morgen am Weg zur Arbeit wußte ich, daß dies ein perfekter Tag für meine erste Whiskymesse bzw. Verkostung werden würde – ein Wechsel zwischen Schneeschauer und Regen, heftige Windböen – ein perfekt naßkaltes Wetter wie in Schottland mach Lust auf Malts!

Überschaubarer Rahmen, ca. 75 Single Malts zur Verkostung, der perfekte Platz, um als Newbie seine Orientierung der Geschmacksrichtungen zu erweitern. Naja, durch einige Drams der letzten 3 Monate weiß ich schon, daß ich sehr Islay-lastig bin, also eher zu den getorften Whiskys eine Affinität besitze.

Das Ambiente wurde durch die heimische (und ausgesprochen attraktive) Dudelsackspielerin Saskia Konz klanglich untermalt und ein paar Mitglieder des (Linzer) Vereins der Whisky Warriors im traditionellen Kilt ließen echtes Schotten-Feeling aufkommen. Was aber Single Malt mit der “Kriegerei” zu tun haben soll, hat sich mir bisher nicht schlüssig erschlossen.

Nicht wirklich überraschend war, daß das Publikum im Vergleich zu einer Weinverkostung doch ein ganz anderes ist. Der Altersschnitt war interessanterweise ziemlich niedrig, die Malts dürften also vom Produkt her demzufolge “hip” sein und einen gewissen Kultstatus inne haben!
Der Wissensstand einiger jungen Verkoster war zudem bemerkenswert hoch, was ich von einigen der anwesenden Personen (Vertreter der Gastronomie? der Importeure?), welche auf der anderen Seite der Präsentationstische “Ausschankdienst” hatten, nicht immer behaupten konnte. Einige zogen es zudem vor, sich mit Leidensgenossen(?) zu unterhalten, sodaß man manchmal zum “Self-Service” gezwungen war.

Klarheit habe ich nun auch bzgl. meiner Ungewißheit, wieviele Malts ich denn zu verkosten imstande bin, bevor meine Geschmacksknospen KO gehen. Nun, das war erstaunlich problemlos - viel spucken nach je 3 Malts (sozusagen eine Serie je Hersteller) ein Glas Wasser und Stückchen Brot und basta! Sicherlich ist mir da auch meine Verkostungserfahrung bei Wein zugute gekommen.
Da ich meine Malts bisher immer mit Wasser verdünnt genossen habe, war ich auch skeptisch, ob mir das Verkosten von Whiskys in Abfüllungsstärke jenseits der 50 % Vol. Spaß machen würde. Besonders bei den Vertretern mit Faßstärke war ich skeptisch, aber gerade da hilft das Spucken enorm, da oftmals der starke alkoholische Rückgeschmack mit voller Wucht erst beim bzw. nach dem Schlucken einsetzt, was ja durch Spucken vermieden werden kann. Ich kann mir jetzt durchaus vorstellen, einen Dram unverdünnt zu genießen und werde zukünftig zu mindestens den ersten Schluck im Glas mit „voller Wucht“ genießen.
Das Spucken dürfte sich aber - einigen verwunderten Blicken zufolge - bei Whisky-Verkostungen noch nicht wirklich etabliert haben. Oder Linz ist diesbzgl. wirklich Entwicklungsgebiet. Eine Person hat mich deswegen sogar ziemlich unflätig beschimpft und hätte mich wahrscheinlich am liebsten als Frevler in einen der unzähligen dunklen schottischen Lochs versenkt ;-(

Nach rund 25 SMs hatte ich allerdings einfach keine Lust mehr. Mein Mundraum war fein mit Torfaromatik ausgekleidet - ähnlich einem Kamin mit Schamottziegeln - und dies hielt trotz abendlicher Mundhygiene bis zum nächsten Morgen (!) an.

Was gab’s geschmacklich zu entdecken?
Wirklich gefangen genommen hat mich eigentlich nur der Ardbeg Renaissance, sehr komplex, mit wirklich guter Länge und der Laphroaig 15 Years, da sich bei diesem Single Malt das Fett (bzw. der Extrakt) so richtig auf der Zunge von vorne nach hinten entwickelt hat und in einer für mich neuen Art und Weise erfühlbar und (er)schmeckbar wurde.

(Meine) detaillierte Erkenntnisse zu Single Malts folgen…

Mittwoch, 25. März 2009

Preisbetrachtungen

Guter Single Malt-Whisky ist nicht billig - aber günstig!

Der Gedankenvergleich macht mich sicher:
  • bezogen auf den Alkoholgehalt ist das sowieso eine einfach Rechnung :-) - verdünnen mit Wasser zählt nicht, denn auch beim Wein gibt's einen G'Spritzten!
  • bezogen auf die Lebensauer einer 0,7l Flasche - im Vergleich zu Wein - ebenso, erst recht mit Gästen!
  • man bedenke die mindestens 10-jährige Lagerzeit und den Angel's Share - bei einem Einkaufspreispreis von € 40 ergibt sich bei 3% Inflation über 10 Jahre ein initialer Einstandspreis von unter € 30, ohne Lagerkosten, ohne Schwund, ohne ...
    In Wirklichkeit also immer mindestens -25% vom Verkaufpreis abziehen!
  • die Vielfalt bei den Malts ist überschaubar, auch wenn durch die Sonderabfüllungen einiges zusammenkommt - im Vergleich zu Wein mit den Multiplikatoren der Rebsorten x Länder x Jahrgänge schlichtweg ein Klaks. Man kommt also definitiv mit weniger Flaschen aus, Whisky hilft also ergo Geld zu sparen :-)
  • man hüte sich nur vor den über 20-jährigen Abfüllungen, da wird's für das Portmonnaie wirklich schmerzhaft - aber in Zeiten wie diesen besinnen wir uns sowieso auf die kleinen Genüsse oder - und das gilt natürlich ebenso für das Weinbudget, nichtwahr?
Gegenargumente?

Dienstag, 17. Februar 2009

Recherche II

Natürlich findet man im Internetz viele interessante Informationen, so zB. im Whisky-Forum von Dr. Clemens Dillmann. Dieser ist auch Autor des Buchs "W wie Whisky", welches online verfügbar ist! Das Buch behandelt auch einige für Einsteiger ganz interessante Fragestellungen - so zB. "wielange halten geöffnete Flaschen?", "welche Aromen gibt es im Whisky?" etc. . Ebenso finden sich im Forum Clemens Dillmann's Literaturempfehlungen und das Wesentliche zum Thema als Kompaktinformation.

Wer's gern etwas auführlicher hat, dem seien die zahlreichen, informativen Fachartikel von The Whisky Store empfohlen. Sehr ausführlich werden viele Aspekte zum Thema behandelt, welche in den diversen Büchern oft nur am Rand gestreift werden.

Für Weinliebhaber und angehende Whiskyexperten ist das Riechen ja essentieller Bestandteil des Genusses und daher empfiehlt sich ein Blick auf das Nosing Wheel in Analogie zum Weinaromarad (für Weiß- & Rotwein und als faltbare Ausführung).

Und dann gibt's dann noch die Seiten von Maltmadness, der internationalen Malmaniacs & jener der regionalen und von Serge's Whiskyfun.
Allemal viel zum Lesen! Manchmal lustig, manchmal etwas unübersichtlich, auf alle Fälle aber jede Menge (abweichender :-) Kostnotizen, Hit- & Shitlists, Klassifikationen á la Bordeaux, .. . Das ist Stoff für (schlaflose) Nächte vorm Bildschirm. Ob man hernach bessr informiert oder (wie in meinem Fall) eher desorientierter ist muß jeder für sich entscheiden. Ein Gutes Glas Dram vom Feinsten hilft jedenfalls die Sache locker zu überstehen, ähh sehen ;-)

Last but not least "offizielle" Sprachrohre:
Und überhaupt könnte man sich eigene Blogs zum Thema "Recherche" sparen, wenn man so feine Übersichten wie jene von delinquent gleich am Anfang fände ;-)

Montag, 19. Januar 2009

Präpotente Whiskywerbung

Heute im Postkasten lag die neue Aussgabe des deutschen Weinmagazins "weinwelt".
Auf Seite 6(!) findet sich - man lese und staune - eine Whiskywerbung!
Kann schon sein, daß viele Weintrinker auch eine Affinität zu Whisky haben. Alleine aktiv in Erinnerung ist mir Single Malt Advertisment in Weinzeitschriften der letzten 10 Jahre nicht geblieben. Aber das liegt vielleicht auch daran, daß ich früher dafür nicht Zielgruppenperson gewesen bin!
Nun hab' ich die Werbung zumindestens einmal bewußt wahrgenommen - sauer aufgestoßen ist mir aber was ganz anderes. Nämlich die Unverfrorenheit der Werbeaussage von The Glenlivet selbst.

"Damals wie heute stellt The Glenlivet in Sachen Single Malt das Maß aller Dinge dar."

Die denken sich wohl "Frechheit siegt!" Auch bei mündigen Konsumenten? Oder sind die Verkaufszahlen so schlecht? Die Bewertungen jedenfalls sind nicht allzu berauschend..

Dienstag, 6. Januar 2009

Jim Murray's Whisky Bible - Revisited

Na endlich habe ich das Büchlein im Postkasten vorgefunden :-)

Wenn einer ein Buch mit dem bezeichneten Titel "Bibel" herausbringt, dann lohnt es sich schon einmal, das Werk etwas genauer unter die Lupe zu nehmen - nochdazu, wenn Mr. Murray der (derzeitig) einzige vollberufliche "Schreiberling" zu Whiskies ist!

Auf alle Fälle scheint Jim Murray (JM) ein sympathischer Mensch zu sein - das legt sein salopper und mit viel Witz behafteter Schreibstil nahe.
Zitat der Einleitung: "if ever there was a time the world needed a stiff drink, now it is" - jaja, in Zeiten wie diesen! Und dann ist da noch die Sache mit der Korrelation zwischen Urin, Schwefel und Whisky - herrlich!

JM ist sich auch der Tatsache bewußt, daß andere Personen zu anderen Ergebnissen bei Verkostung des gleichen Produkts kommen können - Wörter wie expectations und expirience geben einen Hinweis darauf, daß dieser Mann (zumindestens in seinen Grundzügen) mit den konstruktivistischen Lehren vertraut zu sein scheint.
Daß er dann trotzdem auf eine Punkte-Klassifikation im 100er-System setzt, relativiert vorangegangene Einschätzung. Immerhin täuscht eine Punktebewertung das Objektive und Vergleichbare vor - eine Tatsache, die aber ohne Wissen um JMs persönliche Vorlieben, Erfahrungen und Erwartungen an einen Whisky - und die bleiben leider in der Bibel unerwähnt - niemals gegeben sein kann!
Aber immerhin ist in der Punkteverteilung die Balance (Harmonie) mit einem fünfundzwanzigen Prozentanteil vetreten - das finde ich gut. Ebenso, daß er spitting bei den Whiskyverkostungen predigt - daß er dabei manchmal auf Unverständnis bei den Teilnehmern stößt, kann ich mir lebhaft vorstellen.

Was beim Durchblättern der einzelnen Destillerien sofort aufgefällt ist die schiere Anzahl an Sonderabfüllungen - zB. über 70 bei Bruichladdich oder Glenfarclas - wer soll denn da bitteschön noch den Überblick behalten? Ganz zu schweigen davon, daß ein Großteil dieser Abfüllungen oftmals nur Minimengen in regionalen Märkten bzw. nur zu speziellen Feierlichkeiten zu erhalten sind und so für den (Durchschnitts?)verbraucher & Interessierten nicht von jener Relevanz, wie die Standardabfüllungen der Destillerien sind. Umso bedauerlicher finde ich es daher, daß einige dieser Standardwhiskys wie der zB. Lagavulins 16Y oder der Caol Ila 18Y keine Berücksichtigung finden. Was nutzt die Butter, wenn das Brot fehlt?

Daß einige von JMs Beschreibungen eher "flapsig" - und daher wenig hilfreich - ausfallen, wie zB. bei Bruichladdichs Port Charlotte PC6 "ohhhhh.. arrrrrhh.. mmmm.. yessss.. oh my god.. mmmm.. arrrrr.." nehme ich ihm nicht übel - auch wenn sie für den Verbraucher wenig hilfreich sind. Ohnehin scheint JM sehr stark emotional zu verkosten - solange man sich des eingangs Erwähnten bewußt bleibt, aber kein Nachteil.

Was bleibt - den Faux Pas mit dem Whisky des Jahres (Ardbegs Uigeaidal) einmal abgesehen - ist ein (derzeit) einzigartiges Kompendium mit individueller Note und kleinen Schwächen.
Inwieweit sich mein geschmackliches Neuland mit JMs Erfahrungsschatz (zumindestens teilweise) deckungsgleich verhält, werden meine genussvollen Verkostungsversuche der Zukunft zeigen.. .

Samstag, 27. Dezember 2008

Rechereche

Beackert man ein für sich unbekanntes - aber für die Menschheit nicht notwendigermaßen neues - Terrain, so empfiehltsich erstmals eine sorfältige "Literaturrecherche".

Konkret heißt das zuerst einmal online verfügbare Bücher samt Rezensionen und Kommentaren zu sichten, dann eine Vorauswahl zu treffen, um sich sodann in einer gut sortierten Buchhandlung einzufinden und sich zum Schmöckern mit den hoffentlich verfügbaren physischen Exemplaren zurückzuziehen, nebst inhaltlicher Verifikation im Übrigen alleine schon wegen der Haptik und des Geräusches beim Öffnen der Bücher ein Genuss!

Drei Anforderungs- bzw. Auswahlkrierien halfen mir bei meiner Suche:
  1. Ich brauche ein Buch mit möglichst vielen geschmacklichen Beschreibungen der unterschiedlichen Destillerien, um eine Eintscheidungshilfe für den Einkauf unterschiedlicher Geschmacksrichtungen zu haben.
  2. Weiters möchte ich ein Buch mit möglichst viel Informationen zum Herstellungsprozess selbst und zu guter letzt
  3. ein schönes Bilderbuch um dem Thema auch einen ästhetischen Anstrich zu geben - Malts haben ja (dank der erlaubten Zugabe von E150) wundervolle Farbschattierungen ;-) und auch die schottische Landschaft nebst der teilweise alten Destilleries geben ja einiges an Fotomotiven her.
Die Schnittmenge dieser Anforderungen tendiert (erwartungskonform) gegen Null und daher war's von Anfang an klar, daß ich mit nur einem Buch nicht das Auslangen finden würde.

Ein gutes Stück ist das handliche Buch Whisk(e)y von Franz Brandl. Nicht nur daß es alle relevanten (= die wichtigsten) Whiskyerzeuger der Welt in alphabetisch vorstellt und in vorbildlicher Klarheit Hintergrundinformationen und Kostnotizen zu den einzelnen Betrieben bietet, ist es vor allem die grafische Aufmachung, Farbgebung in orangen & braunfarbenen Whiskytönen und der schlichte, außen geprägte Deckel, der mir dieses Werk so sympathisch macht. Alles in allem genau das, was zu einem ersten Überblick notwendig ist.

Das Standardwerk ist wohl "Whisky. Alle Marken und Destillerien der Welt" des leider bereits verstorbenen britischenen Experten Michael Jackson. Mit 9 weiteren Mitautoren zeichnet Jackson ein wundervoll detailliertes Bild aller whiskyproduzierenden Regionen der Welt, liefert zahlreichen Verkostungsnotizen und viele stimmungsvolle Bilder. Ein umfassendes und zurecht mehrfach prämiertes Kompendium zum Thema. Das Buch gibt's übrigens ua. bei diversen Buchklubs deutlich verbilligt zu erwerben.

Eine kompakte Zusammenfassung bietet Charles McLeans Taschenbuch "Whisky". McLean ist Gründer des Whisky-Magazins und mehrfacher Buchautor. Hervorzuheben ist vor allem die gute historische, detailreiche Aufarbeitung der Entwicklung der einzelnen Brennereien und eine umfangreiche Abhandlung der Blended Whiskys. Die vielen kleinen "Insiderinformationen" und zahlreichen Abbildungen bestätigen den professionellen und liebvoll gemachten Eindruck. Nicht nur als Einsteigerwerk gut geeignet, sondern auch für die Manteltasche oder das kleine Bücherregal neben der Bar.

Jim Murray's Whisky Bible 2009 (englisch) ist eine jährlich aktualisierte Sammlung von über 3800 Verkostungsnotizen von Whiskys. Sie existiert seit 2003 und ist nunmehr in der 6. Ausgabe als Entscheidungs- & Orienterungshilfe verfügbar. Glaubt man den Rezensionen, sind Murray's geschmacklichen Beschreibungen und Bewertungen gut nachzuvollziehen.
Die Probe auf's Exemple steht noch aus, denn mein Exemplar ist anscheinend im vorweihnachtlichen Poststress verschollen gegangen :(

Bildquellennachweis: amazon.de

Dienstag, 23. Dezember 2008

So what..

..is the use of this blog? - fragt sich jetzt der eine oder andere - und natürlich habe auch ich mir diese Frage gestellt!
Naja - auf der stetigen Suche nach einer (für mich!) geeigneten Hilfestellungen zu neuen Genüssen bin ich beim Single Malt eigentlich ziemlich im Regen gestanden!
Nicht daß es nicht tolle Websites mit wirklich tiefer Information zum Thema gibt, nein, ganz im Gegenteil, aber oftmals ist es ja gerade die Fülle an Informationen, die hinderlich für einen ersten Überblick ist - frei nach dem Motto "den Wald vor lauter Bäume nicht sehen". Wer kennt das nicht! Und das Grundübel:

Wonach suchen, wenn man gar nicht weiß, was es alles zu entdecken gibt?

Und genau das soll dieser Blog erstmals leisten - Orientierungshilfe für Neueinsteiger anhand meiner Erfahrungen, die, wie kann es bei Techniker anders sein, natürlich systematischer Natur sind ;-)

Samstag, 20. Dezember 2008

Wie es dann weiter ging..

Fortsetzung von Teil 1 - Jetzt ist es also doch passiert

Ich war so frech und habe mir die Liste der Single Malts der Bar kopieren lassen, denn da waren so schöne Beschreibungen drauf - richtiggehende Reizwörter für Weinliebhaber!
Kostprobe gefällig?
  • "..Aprikose, Honigmelone, .., gefolgt von der pikanten Süße des Rotweins in der Nase.." (Bowmore Dusk)
  • "Duft nach Rosen, wunderbare Ausgewogenheit nach Sherry, Nuss, Anis und betonten Orangenblättern. Abgang: Kekse, Lakritze und Toffee" (Aberlour 15Y)
  • "..fruchtig, Passionsfrucht, rosinig, .., weinig.., Aniseinflüsse" (Balvenie 21Y)
  • "..Duft nach Toffee, Bitterschokolade, geröstete Nüsse, später Salz und Pfeffer.." (Talsiker 18Y)
  • "..Birne, .., Zitrusfrüchte, Abgang von Melone" (Springbank 10Y)
Ein letzter Test sollte mochmals Gewißheit schaffen. Also ab in einen gutsortierten Fachhandel. Die Erwartungen waren aufgrund der Beschreibung des Malts sehr hoch. Erstanden habe ich wegen der spannendenden Aromatikbeschreibungen eine kleine 0,2l-Flasche (zur Risikominimierung!) Lagavulin 16Y, welche ich so im Wein noch nie gefunden habe:
  • "Meeresgischt, Torfrauch, entwickelt sich zu öliger grasiger und besonders salziger Note"
Ich wurde nicht enttäuscht. Ein sensationelles neues Geschmacksspektrum eröffnete sich mir da - rauchig, speckig, salzig, dicht und mit unglaublicher Intensität und schier unendlichem Nachgeschmack!

Jetzt hatte ich Gewißheit und es war sonnenklar - willkommen - ich bin angelangt in einer neuen Welt des "Schmeck-Erlebens"!

..und die Geschichte geht weiter..

Jetzt ist es also doch passiert!

Jahrelang lebte ich in Eintracht und Zufriedenheit mit dem Wissen, daß ich *mein* Getränk (bereits) gefunden hatte - {Rosé-|Weiß-|Rot-|Schaum-|Gespriteter-} Wein!

Unerreicht in seiner Vielfalt, seinen Spielarten und in seiner Komplexität fungierte er schon oftmals als Türöffner zur regionalen Kultur, zu den charakterlichen Eigenschaften ihrer Menschen und den regionalen Bräuchen. Jeden Tag erfeue ich mich (mehr ider weniger) an ihm mit einem (oder mehreren) Gläschen. Er fungiert als Kataylsator meines Befindens, ist oftmals Seelenstreichler und erwidert meine Liebe mit unvergleichlichen Gaumenfreuden jenseits der Vorstellungskraft meiner Ratio.

Natürlich hatte ich den einen oder anderen Seitensprung bisher - doch diese ergänzten sich höchstens und konnten König Wein nie ernsthaft den Tron streitig machen - ein feiner Pastis oder Wermut als Apero sowie eine Grappa oder einen feinen Fruchtbrand als Digestif ist mir immer wilkommen!

Das war bis gestern!
Denn da kam der Abend, der alles verändern sollte - der Abend des letzten Montags im November 2008.
Nach einem lukullischen 6-Gänge-Menü war der Abend noch viel zu jung für's Betthupferl und so besuchten wir die Bar, erforschten die Zigarrenauswahl und ich fragte mich, was denn das geeignete Getränk der Wahl dazu sein sollte?
(Guter) Wein war nur in ganzen Bouteillen zu erstehen, mengenmäßig viel zu viel und auch zu teuer, Portwein gab's keinen, Cola zu banal (und zu piksüß) und so wagte ich den Versuch des Neuen: die Karte der Whiskys war gut sortiert, insbesonders jene der Single Malts.

Mit Whisky waren meine Berührungspunkte bisher sehr sporadisch gewesen - in früheren Urlauben hatten wir immer eine Flasche J&B (Justerini & Brooks) mit, welche unsererseits aber nur als Bakterienkiller fungierte, mehr medizinischer als hedonistischer Aspekt.
Und dann haben wir Freunde, welche bei ihren anfänglichen Besuchen bei uns zum Genuß ihrer Zigarre nach einem Malt gefragt haben. Sie waren dann aber niemals mehr missionarisch in Sachen Whisky unterwegs, sodaß ich annehmen kann, daß sie meine kredenzten Weine immer vollstens - auch zur Zigarre - zufriedengestellt haben.

An diesem Abend habe ich instinktiv zum richtigen Single Malt gegriffen, zu einem Vertreter, der rund und harmonisch war, keine Ecken und Kanten hat, an denen sich Einsteiger oftmals erschrecken.
Nein, im Gegenteil, ich empfand es als angenehm, als harmonisch balanciert, mit einer verführerischen Süße und Mildheit und einem lang anthaltenden Finish. Wie wenn genau dieser Malt für diesen Abend auf mich gewartet hätte.
Auch der Barkeeper hat mit seiner unkonventiellen Art sehr zu diesem relaxten Abend beigetragen, ließ mir die Flasche am Tisch, erklärte in kurzen Sätzen das Wesen des Single Malts und ich genoß in anregendem Gespräch mit meiner lieben Renate die Punch Punch und den 15-jährigen Aberlour mit Sherry-Finish.
Daß mir auch der 21 Jahre alte Portwood Balvenie so richtig Spaß machte stürzte mein bisheriges Welbild des Whiskys vom Sockel und machte mich gleichzeitig mehr als nur neugiegrig - wohlwissend, daß ich bereits auf der Premium-Schiene dieses Getränks saß.

Ich hatte Single Malt "geleckt" und von nun an war König Wein nicht mehr allein auf seinem Thron!